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Appleseed - Ex machina

Mitte 2008 erschien die deutsche DVD-Fassung des "Anime" "Appleseed - Ex Machina".

Da der erste abendfüllende "Spielfilm" recht enttäuschen war, lag die Hoffnung auf Teil 2. Doch reichen eine verbesserte Optik, ein paar "Detailverbesserungen" und bekannte Namen wie John Woo und Prada?

Schon zu Beginn dieser "Preview" kann man zusammenfassen: Ja, "Ex machina" IST besser geworden - und dies in allen Bereichen, wie Charaktere, Geschichte, Hintergründe, Musik und Technik.

Die verbesserte CGI (Computer-Generated Imagery) wird einem sofort in den ersten Einstellungen gewahr.

In selbiger Eröffnungssequenz patzt der Anime auch zum ersten Mal. Und damit sind nicht die weißen Tauben gemeint, die durch die Anfangsbilder flattern und eine kleine "Verbeugung" an den bekannten Namen Woo darstellen. Wem gehen diese Tauben mittlerweile eigentlich nicht auf den sprichwörtlichen Senkel? Vor allem, wenn diese "Verbeugung" mehrmals im Film auftauchen muss.

Nein, was wirklich stört: "Ex machina" sieht aus wie eine abendfüllende/100 minütige Zwischensequenz aus einem Computerspiel! Man wartet direkt darauf, eine Einblendung zu bekommen, die anzeigt, das man seinen Controller wieder zur Hand nehmen kann um im Spiel weiterzumachen.

Sicher könnte man argumentieren, das dies nur ein individuelles Problem ist und für Andere nicht ins Gewicht fällt. Schließlich sieht doch "Ex machina" außergewöhnlich gut aus.

Doch man darf sich doch fragen, warum es der "Parallel-Film-Reihe: Ghost in the Shell" so hervorragend gelingt, diese Computerspiel-Anmutung nicht aufkommen zu lassen. Antwort: CGI. Beziehungsweise den vernünftigen Einsatz dieser Technik.

"Ghost in the Shell" ist trotz CGI-Einsatz immer noch ein Anime! Appleseed ist indes ein "Voll-CGI-Anime" und verschenkt jeden Charme der ein Anime versprühen kann. Was in den realen Filmproduktionen durchaus Sinn macht und heute eigentlich nicht mehr wegzudenken ist, wird bei modernen Animeproduktion leicht zum Problem. Natürlich sehen futuristische Städte, Roboter und Fahrzeuge wesentlich besser aus, wenn sie am Computer als 3D-Modelle entstehen. Doch wer einen gesamten Film in CGI produziert, der zudem das "Look-and-Feel" eines Anime haben soll, läuft Gefahr die Grenzen zwischen Game und Film zu durchbrechen. Wie schief das gehen kann, sieht man nicht nur beim unsäglichen Filmexperiment "Final Fantasy" aus dem Jahr 2001.

Zeitlupen im verwischten "Bullettime-Mode", Showdown der Helden Rücken an Rücken, eine Actionsequenz mit einem Motorrad,... Man hat fast das Gefühl, in einem noch schlechteren "Mission: Impossible 2" gelandet zu sein. Regisseur Shinji Aramaki findet vor lauter filmischen Woo-Verbeugungen zu keinem eigenen Stil.

So verschenkt "Ex machina" nicht nur sein kraftvolles Anime-Potenzial mit all seinen filmischen Stilelementen, sondern vernachlässigt zudem das nicht minder umfangreiche Manga-Potenzial - den Geist der Appleseed-Welt - das durch seinen Autor Masamune Shirow so akribisch aufgezeichnet wurde.

Es war von den Autoren durchaus geschickt, eine interessante, weil brisante Dreiecksbeziehung als Gerüst für ihre Storyline zu wählen. Dadurch konnten die Charaktere dem Zuseher genauer und näher beschrieben werden.

Briareos bekommt im Laufe der Geschichte einen Nebenbuhler vor die Nase gesetzt, in Gestalt des Klons Tereus. Pikanterweise ist Tereus ein Klon von Briareos selbst. Um das Fass voll zu machen für Briareos - der recht früh als Teamkollege ausfällt - wird Tereus auch noch Knutes neuer Partner. Briareos Ängste, das Deunan Tereus statt ihn wählen könnte, da dieser ähnliche Charaktermerkmale aufweist wie Briareos und im Gegensatz zu ihm noch vollständig aus Fleisch und Blut besteht, machen einen Großteil des Charmes von "Ex Machina" aus.

Regisseur Shinji Aramaki, der bereits Teil 1 "verbrochen" hat, macht seine Sache im Grunde solide; nicht zuletzt unterstützt durch ein gutes Handlungsfundament. Im Inszenieren der Aktion-Sequenzen - und davon gibt es reichlich - zeigt er keine Schwächen. Erst in den romantischen Abschnitten des Film kommt er ein wenig aus dem Tritt. Es wird zwar kein "Star-Wars-Anekin-Padne-Liebesgeschichten-Desaster", aber auch kein "Casablanca". "Leidenschaft" ist das Wort das dem Film fehlt. Dazu wirken die Charaktere in ihrem CGI-Look noch zu emotionslos und steril. Im Showdown gegen Ende verlassen dann die Autoren und der Regisseur ideenarm die Geschichte und lassen den Höhepunkt im uninspirierten Cyborg-Flugk(r)ampf-Action-Gewitter untergehen. Mein Gott, dagegen wirkt so manch "Robotech/Macross-Mech"-Flugkampf aus dem Jahr 1985 lebendiger und interessanter inszeniert.

Keine Frage, "Appleseed - Ex Machina" ist ein solider, unterhaltsamer und stellenweise spannender Sci-Fi-/Action-/Liebesfilm mit beeindruckender CGI-Optik und einer wesentlich reiferen Handlung.

Doch "Appleseed - Ex Machina" ist kein Anime geworden. Im Umkehrschluss aber auch kein Zeichentrick- oder klassischer Animationsfilm. So klaut sich der Streifen mangels eigener Klassifizierung und Identität Versatzstücke und Stilmittel aus anderen Genres zusammen und verkanntet letztendlich als "Zwischensequenz-Game-Movie" zwischen den Stühlen. Nichts gegen "Game-Movies" bzw. "Movies in Games", die dazu dienen eine Handlung einzuleiten oder voranzutreiben. Viele davon wären es durchaus wert im Kino aufgeführt zu werden (man denke nur an die großartigen Cinematics der "Blizzard"-Spiele). So auch "Appleseed - Ex Machina"; kein Zweifel daran. Trotzdem wäre ein Blick hin zur "Ghost in the Shell"-Schwester wesentlich interessanter geworden.

Vielleicht ist "Ex Machina" der Beginn einer Entwicklung wohin der Anime bzw. Animationsfilm in Zukunft gehen könnte. Vielleicht kommt es auch zur Verschmelzung der Medien Film und Spiel. Wenn dem aber nicht so wird, sollte der "CGI-Anime" versuchen, seine eigene Bildsprache zu entwickeln.

Zu guter Letzt noch ein deutsches Veröffentlichungs-Ärgernis; wiedermal. Die Einzel-DVD, sowie das Steelbook haben ein paar Schönheitfehler. Zum einen, das die Scheiben keinen Dolby Digital 5.1-Sound auf der deutschen Spur haben, sondern nur 2.0! Zum anderen fehlt die japanische Original-Tonspur. Die bekommt nur der Blu-Ray-Käufer. Diese dann aber in 5.1!

Dieses Gebaren von Time Warner gegenüber dem deutschen Käufer und Fan, ist schlampig und fast schon als böswillig zu bezeichnen.

Links:
Offizielle Movie-Seite
Wikipedia (engl.)
Regisseur Aramaki Wikipedia
Film-Website (japanisch)

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